Donnerstag, 28. Oktober 2010

St. Andrews, 23.10.2010: "Selbst ist der Erasmus-Student"

St. Andrews, Universitätsstadt und Golfmekka, war letzten Samstag das Ziel eines Ausflugs der International Society, an dem ich eigentlich teilnehmen wollte. Nachdem aber bei dieser in Sachen Organisation und Ticketverkauf (leider zum wiederholten Male) alles drunter und drüber ging, standen wir schließlich zu acht ohne Tickets für den Ausflug da. Doch davon lässt sich der reisehungrige Eramus- Student natürlich nicht abhalten und so nahmen wir das selbst in die Hand und machten uns mit dem Zug auf den Weg nach St. Andrews, sozusagen als Premierenausflug der ad-hoc neuformierten "Austrian-Finnish-German-Norwegian-Society" ;-)



Schon bei der Anreise wurde uns dabei klar, dass dies eine gute Idee war, denn die Bahnstrecke führte uns bei immer schöner werdendem Wetter, meist am Meer entlang, südwärts nach St. Andrews.




Nachdem wir uns orientiert und beraten hatten, ging es sogleich auf die Erkundung der mit 14000 Einwohnern leicht überschaubaren Stadt. Gleich zu Beginn stießen wir dabei natürlich auf einige der über die ganze Stadt verstreuten Gebäude der Universität, die mit 7000 Studenten zwar nicht so groß wie meine University of Aberdeen, dafür aber älter ist; die Universität von St. Andrews wurde 1410 gegründet (Aberdeen "erst" 1495) und ist somit die älteste schottische Universität. Der wohl berümhteste Student der letzten Jahre ist dabei sicherlich Prinz William, der allerdings mittlerweile sein Studium schon seit einigen Jahren abgeschlossen hat. Ein paar Fotos der Universität:









Vorbei an der Town Hall ging es dann zur "Trinity Church", wo gerade Abordnungen der Universitätschöre von Edinburgh, Glasgow und St. Andrews für ein gemeinsames Konzert probten.





Weiter ging es dann zum Kathedralbezirk von St. Andrews, wo heute nur noch der Turm der Kirche St. Rule aus dem 12. Jahrhundert sowie einige Überreste der normannisch-gotischen Kathedrale, die von militanten Reformatoren zerstört wurde, stehen. Nichtsdestotrotz lassen die Ruinen das beeindruckende Ausmaß der einst dort stehenden Bauten erahnen und versetzen einen in fast ungläubiges Staunen.












St. Andrews war - wie man auch schon am Namen erkennen kann - lange geistliches Zentrum Schottlands, insbesondere im 15. und 16. Jahrhundert. Gegründet wurde St. Andrews im 4. Jahrhundert, als der griechische Mönch Regulus vor St. Andrews Schiffbruch erlitt und daraufhin angeblich dort den Grundstein der Stadt legte, wobei er die Reliquien des Apostels Andreas mit sich führte.
Daneben war St. Andrews jedoch auch Keimzelle der Reformation. So ließ der Kardinal und Erzbisch von St. Andrews 1546 einen Reformator verbrennen, woraufhin der Bischof wiederum von protestentischen Reformatoren ermordet und seine Leiche an der Fassade der Burg von St. Andrews zur Schau gestellt wurde. Von der direkt am Meer liegenden Burg sind heute nur noch Ruinen erhalten.







Nachdem die Reformatoren den Erzbischof ermordet hatten, verschanzten sie sich 14 Monate lang in der Burg. Überwältigt und gefangen genommen wurden sie erst, nachdem die Belagerer der Burg einen Tunnel gegraben hatten, um so in das Innere der Burg zu gelangen. Dieser ist auch heute noch zugänglich- ein klein wenig Abenteuerlust muss man angesichts der Tatsache, dass dieser zum Teil nur 60cm hoch ist, unbedingt dafür aufbringen.




Zum Abschluss und natürlich gut gestärkt besichtigten wir noch den Golfplatz von St. Andrews, was zumindest die Golfbegeisterten unter uns regelrecht in Verzückung geraten ließ. Und alle anderen konnten zumindest das Panorama des direkt am Meer liegenden Platzes genießen.




Dienstag, 26. Oktober 2010

Let's dance!!

Wie im letzten Post bereits angkündigt stand mein Sonntagabend voll und ganz im Zeichen schottischer Kultur: die International Society lud ihre Mitglieder zum Ceilidh ein. Ein Ceilidh bezeichnete ursprünglich ein beliebiges, geselliges Beisammensein, mittlerweile jedoch eine Musik- und Tanzveranstaltung.
Den passenden Rahmen für diese Veranstaltung bot die Elphinstone- Hall, der Festsaal der Universität, der sich im King's College, dem ältesten Gebäude der Universität, befindet. Leider waren die Lichtverhältnisse nicht ganz optimal zum Fotografieren, ich bitte also, die schlechte Qualität zu entschuldigen!

Ganz traditionell ging es mit einer kleinen Dudelsackeinlage los.



Dann waren aber auch wir Besucher gefordert, schließlich ist das gemeinsame Tanzen der eigentliche Grund eines Ceilidhs. Getanzt werden dabei, überwiegend in größeren Gruppen, typisch schottische Volkstänze, die eigentlich nicht zu schwierig sind. Nachdem aber die Erfahrung mit schottischen Volkstänzen bei den meisten Besuchern - eigentlich nur ausländische Studenten - gegen null tendierte, wurden vor jedem Tanz kurz die einzelnen Schritte und der genaue Ablauf erklärt, sodass das ganze auch ohne Vorerfahrung einigermaßen zu schaffen war bzw. man zumindest nicht der einzige war, dem so mancher Schritt etwas schwer fiel. Insgesamt also nicht nur wegen des gelegentlichen Durcheinanders ein sehr lustiger, wenn auch anstrengender Abend und auch für weniger Tanzbegeisterte eine schöne Gelegenheit, mit der schottischen Kultur in Kontakt zu kommen!


Sonntag, 24. Oktober 2010

24 ;-)

Nun ist es also soweit: ich bin 24 Jahre alt! Ich fühle mich aber immer noch nicht anders als mit 23 und bin immer noch näher an 20 als an 30- alles also halb so schlimm ;-)

Auf jeden Fall möchte ich mich auf diesem Wege nochmal für die Glückwünsche aus aller Welt bedanken. Ich werde mich bemühen, möglichst alle persönlich zu beantworten. Mir hat der gestrige Tag aber wieder mal gezeigt, wie einfach es doch dank Facebook&Co ist, auch weite Entfernungen zu überbrücken und dass es für uns mittlerweile selbstverständlich zu sein scheint, mal hier, mal dort und überall auf der ganzen Welt leben, arbeiten oder studieren zu können. Danke für eure SMS, Facebook- oder StudiVZ- Nachrichten, Emails, Anrufe und (auch das gibt es noch) Briefe!

Ich hatte eindeutig einen sehr schönen Geburtstag gestern. Los ging's eigentlich schon am Freitag abend mit einem gemeinsamen Dinner in meiner Küche, die dadurch vorher endlich mal wieder zu einer Komplettreinigung kam. Auf der Speisekarte standen Wiener Schnitzel und Pommes. Die Schnitzel waren zwar aus Putenfleisch, dafür ansonsten aber voll und ganz originalgetreu und von einer echten Fast- Wienerin zubereitet! Zum Nachtisch gab es dann eine an die mittelmäßige Küchenausstattung und die eingeschränkten Kochfähigkeiten angepasste Pancake/Pfannkuchen/Palatschinken- Variation mit Vanilleeis und Schokosauce. Geschmeckt hat es - den skeptischen Blicken meiner Mitbewohner zum Trotz - sehr gut!






Am Samstag stand dann eine weitere Etappe meiner persönlichen Schottland- Erkundung an, diesmal ging es nach St. Andrews. Einen gemütlichen Abschluss fand der Tag dann -wie an so vielen Abenden - im Watering Hole, unserem Pub hier in Hillhead!

Bilder aus St. Andrews gibt es in den nächsten Tagen, heute abend wage ich mich aber beim Ceilidh der International Society mal an ein paar schottische Volkstänze,

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Inverness, 16.10.2010

Vergangenen Samstag ging es selbst organisiert per Zug nach Inverness. Inverness liegt nördlichwestlich von Aberdeen, unweit von Loch Ness. Die Fahrt mit dem Zug dauert ca. zweieinhalb Stunden.



Inverness liegt am Fluss "Ness", der zwar eine durchaus stattliche Breite aufweist, allerdings nur knöcheltief ist. Der Name des Flusses und die Nähe zu Loch Ness führen dazu, dass das Seemonster Nessie in der Stadt allgegenwärtig ist- sei es nun als Souvenir in einem der unzähligen Souvenirshops oder als Grundlage für (zugegebenermaßen eher schlechte) Wortspiele.




Inverness ist viktorianisch geprägt und hatte seine Blütezeit im 19. Jahrhundert. Auch heute ist Inverness jedoch noch Standort verschiedener Firmen und Hauptstadt des Verwaltungsbezirkes "Highlands". Für eine Stadt mit ca. 50 000 Einwohnern hat die Stadt meines Erachtens jedoch eine sehr große Zahl an Geschäften und Einkaufszentren. Außerdem haben auch zahlreiche Kiltausstatter Geschäfte in Inverness, wodurch ich jetzt weiß, dass ein richtiger Kilt mit einem Preis von ca. 3000 Pfund ein sehr teures Schottland- Souvenir wäre.



Den besten Überblick verschafft man sich von der neogotischen, rosafarbenen Burg aus, die auch Ausgangspunkt unserer Stadtbesichtigung war. Das heute dort stehende Gebäude wurde im 19. Jahrhundert erbaut, im 11. Jahrhundert regierte dort MacBeth (wenn auch angeblich nicht so grausam wie von Shakespeare geschildert).





Leider kann die Burg nicht besichtigt werden. Sie ist heute Sitz des "Sherrif Courts", was - wie ich durch meine Rechtsvorlesungen hier mittlerweile weiß - wohl am ehesten dem deutschen Amtsgericht entspricht.




Von der Burg aus gingen wir einfach am Fluß entlang und haben uns die verschiedenen Gebäude und vor allem Kirchen der Stadt angesehen. In Inverness gibt es auffallend viele Kirchen unterschiedlichster (christlicher) Konfessionen.







Die größte der Kirchen in Inverness ist natürlich die St. Andrews Cathedral, die ich natürlich sofort als gotische Kirche identifizierte. Tatsächlich wurde sie jedoch 1866 bis 1869, also weit nach Ende der Gotik erbaut und ist dementsprechend eine (wie man auf den Bildern sieht durchaus gelungende) Gotik- Nachbildung.










Auch diesmal hatten wir wieder perfektes Ausflugswetter mit Sonnenschein erwischt- und so schmeckte das Mittagessen am Flussufer im Sonnenschein gleich noch besser!

Den Nachmittag verbrachten wir dann überwiegend in den Einkaufsstraßen von Inverness, selbstverständlich unterbrochen durch Kaffee und Kuchen am Fluß, bevor es dann wieder zurück nach Aberdeen ging.