Nachdem sich die Nachfragen nach neuen Blogpostings von verschiedenen Seiten in den letzten Tagen immer mehr häufen, möchte ich mich heute endlich wieder einmal zu Wort melden.
Zur Beruhigung aller kann ich euch versichern, dass mich bislang weder der teilweise sehr starke schottische Wind verblasen noch der britische Regen in seiner unangenehmsten weil horizontalen Erscheinungsweise weggespült hat. Auch gelegentliche Pub- Besuche oder kurzweilige und deshalb etwas längere Abende in verschiedenen Küchen von Erasmus- Studenten hier in Hillhead habe ich zumeist gut weggesteckt. Mit die größte und gefährlichste Herausforderung ist derzeit allerdings der Weg zur Uni, der mich durch den mittlerweile vom Laub bunt gefärbten, bereits einmal erwähnten Seaton- Park führt. Nicht nur am Kalender nähert sich nämlich allmählich der Winter, sondern auch was die gefühlte Temperatur betrifft. Bestätigt wird dieser subjektive Eindruck dann meist auch noch durch Reif und Glatteis in eben jenem Seaton- Park, wo man in den letzten Tagen schon einige Studenten beobachten konnte, die gewisse Probleme hatten, sich flüssig und zügig fortzubewegen. Wobei man allerdings auch zugeben muss, dass die typische Kleidung schottischer Studentinnen - Highheels und Minirock - nicht unbedingt die optimale Ausrüstung für diese Bodenbedingungen ist. Aber kalte Temperaturen hin oder her: der Minirock ist unter schottischen Studentinnen immer noch sehr weit verbreitet.
Die gut einwöchige Blogabstinenz ist auch nicht damit zu erklären, dass sich nichts Berichtenswertes ereignet hätte- das Gegenteil ist nämlich der Fall. Allerdings ist es seit einigen Tagen nun doch so weit, dass ich für meine Vorlesungen sogar etwas tun muss. Einem Essay für Europarecht sei Dank durfte ich mich in den letzten Tagen etwas intensiver mit dem Vorabentscheidungsverfahren des EUGH auseinandersetzen, übernächste Woche freut sich mein Völkerrechts- Professor auf 1500 Wörter zu einem noch nicht ganz so klaren Thema von mir und letzte bzw. nächste Woche hatte bzw. habe ich ein kurzes Midterm- Practice- Exam in den Vorlesungen "Legal Systems and Methods" bzw. "Foudations of Public Law". Getreu dem Motto "Study hard, play harder" lassen wir allerdings unsere Freizeit trotzdem nicht allzu sehr unter dem Studium leiden.
So war zum Beispiel heute nachmittag Zeit genug für einen gemeinsamen Ausflug der "European Society" und der "Malt Whisky Society" zur Whisky- Distillery anCnoc, eine gute Stunde Busfahrt von Aberdeen entfernt.
Der aufmerksame Leser wird sich nun wahrscheinlich entsinnen, dass ich ja relativ am Anfang meines Schottlandaufenthaltes bereits zwei Destillerien besucht habe und die Whisky- Herstellung ja eigentlich überall gleich ablaufen sollte. Dies trifft natürlich zu, weshalb ich hier den Produktionsprozess, der uns auch heute wieder erläutert wurde, nicht näher beschreiben werde, sondern auf meinen damaligen Blogpost verweise. Zumindest glaube ich, dass die Whisky- Herstellung bei anCnoc ähnlich wie bei Glenlivet oder Glenfiddich funktioniert,verstanden habe ich nämlich optimistisch geschätzt wegen seines wirklich starken schottischen Akzents nur die Hälfte dessen, was uns unser Guide erklärt hat. Und auch wenn anCnoc sicherlich nicht mein Lieblingswhisky werden wird, hat sich der Ausflug schon wegen der Lage der Destillerie in der einsamen Einöde der Highlands gelohnt. Außerdem war auch der Vergleich zu den großen, doch sehr kommerziellen Destillerien von Glenlivet und Glenfiddich sehr interessant. So ist bei anCnoc doch alles eine Nummer kleiner und gemütlicher, man kommt direkt in die Produktionsstätten hinein und die Guides haben sich auch ausführlich Zeit genommen, uns beim abschließenden Whisky- Tasting noch einige weitere Fragen zu beantworten.
Schließlich möchte ich natürlich auch noch erwähnen, dass ich vergangenes Wochenende Besuch aus der Heimat von meinen zwei Schul-/Kindergarten-/Studien-/Wasauchimmer-Freunden Karl und Sepp (Namen vom Autor dieses Blogbeitrags geändert, den meisten aber wohl ohnehin eher unter diesen Pseudonymen bekannt ;-)) hatte, was mich wirklich sehr gefreut hat. Auch wenn mein kleines Zimmerchen mit drei Leuten fast an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen ist, hatten wir vier, wie ich finde, sehr schöne und lustige Tage hier in Schottland gehabt, die wir natürlich genutzt haben, nicht nur Aberdeen, sondern auch andere Teile Schottlands zu sehen. So waren wir am Freitag in Edinburg und am Samstag in Stonehaven- mehr zu den einzelnen Ausflügen und Fotos werde ich in den nächsten Tagen in separaten Postings online stellen.
Bevor sich die beiden am Sonntag wieder auf den Heimweg machten, erkundeten wir nochmals Aberdeen und haben uns auch an ein original schottischen Frühstück gewagt (laut meinem englischen Mitbewohner allerdings richtigerweise als englisches Frühstück zu bezeichnen!!). Den fotografischen Beweis möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten. So etwas wird hier wirklich als Frühstück verkauft und auch gegessen!! Jeden Tag könnte ich das zwar nicht essen, gelegentlich könnte ich mich allerdings durchaus mit Bohnen, Schinken, Sausages, Black Pudding etc. zum Frühstück anfreunden. Nichtsdestotrotz freue ich mich natürlich schon wieder auf Brezen und Brot, das diesen Namen auch verdient;-)
Wie ihr seht, tue ich also mein möglichstes, um mich an die schottische Kultur anzupassen: schottischer Whisky, schottisches Frühstück,...fehlt eigentlich nur noch der Kilt! Angesichts der Preise für einen richtigen Kilt werdet ihr allerdings wohl vergeblich auf einen Blogpost warten müssen, in dem ich verkünde, dass ich mir einen Kilt zugelegt habe. Nicht vergeblich und hoffentlich nicht wieder so lange müsst ihr aber auf weitere Posts über meine anderen Erlebnisse hier in Schottland warten!!
Hallo Stefan,
AntwortenLöschenbezueglich Kilt, da gibts einen in Aktion bei unserem Lidl ab Donnerstag... Also, Zugriff ))
lg Martin
war das jetzt ein Typo oder war da wirklich ne vierte Person dabei??? Soll ich Oma schon mal vorwarnen ;-)
AntwortenLöschenLieber Thomas,
AntwortenLöschenGroß- und Kleinschreibung hat auch in Zeiten moderner Kommunikationsmittel noch ihre Berechtigung! Es heißt ja nicht "wir Vier", sondern "vier ... schöne Tage";-)
Der Satz war aber auch kompliziert... ;-)
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