Mittwoch, 22. Dezember 2010

Merry Christmas!!

Die letzten Tage vor den Weihnachtsferien haben es wieder einmal unter Beweis gestellt: Großbritannien ist schon mit einer lächerlichen Menge Schnee von 10-15cm überfordert.

Ungünstigerweise fiel die Fortsetzung von "The Big Freeze" allerdings ausgerechnet auf das Wochenende, an dem ich wie die meisten anderen (Erasmus-)Studenten in Richtung Weihnachtsferien nach Hause reisen wollten. Nach dreimaligem Umbuchen und Anstellen am Ticketschalter des Flughafens von Aberdeen und unzähligen Stunden Ungewissheit und Anspannung habe ich es gestern aber drei Tage später als geplant doch noch bis nach München geschafft. Als ich morgens, bevor ich mich auf den Weg zum Flughafen machte, online nochmals den Status meiner Flüge checken wollte, hatte ich damit eigentlich schon nicht mehr gerechnet, weil mein Anschlussflug von London Heathrow nach München bereits gecancelt war. Glücklicherweise konnte mich die Dame von British Airways am Flughafen von Aberdeen noch auf einen späteren Flug umbuchen- erst in London bemerkte ich, dass dieser Platz, auf den ich umgebucht wurde, ein Business- Class- Platz war, d.h. ich konnte mir die Wartezeit in London in der Lounge verkürzen und auf dem Flug ein hervorragendes Abendessen genießen!
In Heathrow selbst war die Situation weniger schlimm als ich es aufgrund diverser Medienberichte eigentlich vermutet hatte. Wahrscheinlich lag das aber auch daran, dass ich in Heathrow direkt von meinem Flug aus Aberdeen in den Abflug-/Sicherheitsbereich gehen konnte, wo nur Passagiere mit bestätigtem Anschlussflug hineingelassen wurden. Somit war es dort (nachdem gestern nur etwa ein Drittel aller British Airways- Flüge tatsächlich geflogen sind) sogar etwas ruhiger als im Normalbetrieb. Bedenkt man allerdings, dass die meisten anderen Flughäfen ihren Betrieb wenn überhaupt nur kurzzeitig unterbrechen mussten, ist es sehr blamabel, dass in Heathrow nach zwei Tagen immer noch erst eine der beiden Landebahnen geräumt und somit für den Flugbetrieb offen war...





Am 9. Januar mache ich mich (wieder mit British Airways und via Heathrow) auf den Weg zurück nach Aberdeen, wo nach den Weihnachtsferien die Prüfungsphase ansteht. Bis dahin genieße ich jedoch erst einmal Weihnachten mit allem, was mir vor einem halben Jahr noch selbstverständlich erschien, worüber wir uns aber eigentlich freuen sollten: gutes Brot, Brezen, eine funktionierende Bürokratie, Rechtsverkehr, Winterdienste, ein einigermaßen funktionierendes Bus- und Taxisystem u.v.a.m.- freue mich aber gleichzeitig auch schon wieder auf Januar.

Bis dahin frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Und allen, die immer noch in Aberdeen ausharren müssen viel Glück für die Flüge morgen oder übermorgen!!

Dienstag, 14. Dezember 2010

Glasgow, 11.-12.12.

Viel erlebt und viel herum gekommen bin ich in den letzten drei Monaten- ein bisschen habe ich euch daran ja hier in diesem Blog teilhaben lassen. Da darf natürlich ein Trip in Schottlands mit 600 000 Einwohnern größte Stadt nicht fehlen- deshalb war es vergangenen Samstag so weit: 12 Erasmus- Studenten machten sich auf den Weg von Aberdeen nach Glasgow!!




Mein Reiseführer bezeichnet Glasgow etwas kryptisch als "spannende postindustrielle Kultur- und Designmetropole", denn in der Tat fällt es schwer, Glasgow zu beschreiben. Sicherlich ist Glasgow keine schöne Stadt voller beeindruckender Bauwerke wie beispielsweise Edinburgh. Seine Blütezeit hatte es im 18. und 19. Jahrhundert als Zentrum des britischen Handels mit de nordamerikanischen Kolonien, im 19. Jahrhundert entwickelte sich Glasgow zur Industriemetropole. Die Stahl- und Schwerindustrie war weithin für die Produktion hochwertiger Lokomotiven, Schiffe
oder Maschinen bekannt und Glasgow anvancierte zur zweiten Stadt des britischen Empires, gleich hinter London. Und obwohl sich Glasgow nach dem Niedergang der Schwerindustrie ab 1970 mit Hightech- Unternehmen, Dienstleistung und Handel zu einem boomenden Wirtschaftszentrum entwickelte, hat Glasgow größtenteils immer noch den Charakter einer Industriestadt. Nichtsdestotrotz fallen einem inmitten der Industriebauten immer wieder bemerkenswerte viktorianische Gebäude ins Auge, und vielleicht sorgt gerade dieses Nebeneinander unterschiedlicher Baustile für den unbeschreiblichen Charme einer pulsierenden, sich ständig neu erfindenden und nie still stehenden Metropole, den Glasgow auf mich ausgeübt hat.


Unser Youth Hostel befand sich in einer für diesen Stadtteil typischen, viktorianischen Reihenvilla im Westend, dem Universitätsviertel Glasgows, welches auch heute noch hauptsächlich als etwas teureres Wohnviertel dient. Glasgows Universität wurde 1451 gegründet und ist damit (nach St. Andrews, aber noch vor Aberdeen) Schottlands zweitälteste Universität- der Baustil des Hauptgebäudes dürfte dennoch von den Fotos der Uni in Aberdeen her bekannt vorkommen.




Ganz in der Nähe befindet sich auch die Kelvingrove Art Gallery and Museum, angeblich die Sehenswürdigkeit mit den zweitmeisten Besuchern in ganz Großbritannien.



Überhaupt bietet Glasgow eine große Zahl an Museum, unter anderem auch die Gallery of Modern Art im 1827 errichteten, klassizistischen Gebäude der Royal Exchange (Börse)



Sehr faszinierend auch die "Clydeside", wo sich früher Glasgows Hafenkais befanden und heute moderne, futuristische Gebäude stehen, beispielsweise auch das von Sir Norman Foster entworfene Clyde Auditorium, das BBC Scotland- Gebäude und das Glasgow Science Centre.







St. Mungo's Cathedral und Nekropolis:






Der weihnachtliche George Square mit der "City Chamber":




Weihnachten auf Schottisch: Jingle Bells gespielt mit Bagpipes!

Nur beim Glühwein auf dem Christkindlmark mussten selbst die Schotten auf deutsche Qualität, d.h. aus Deutschland importierten Glühwein und einen Glühweinstand unter deutscher Leitung zurückgreifen ;-)

Donnerstag, 9. Dezember 2010

I survived the Big Freeze (Part 1) + Dublin 27.-30.11.2010

Auf dem Weg der Besserung, aber noch lang nicht wieder zu 100% einsatzfähig: so könnte man den Zustand des - wie im letzten Post ausgiebig beschrieben - unter Schnee leidenden Patienten "Aberdeen" bechreiben. Allmählich scheint zumindest hier das alltägliche Leben wieder in Gang zu kommen (zumindest so lange, bis der auf den meisten Gehwegen immer noch nicht geräumte Schnee entweder schmilzt oder so friert, dass jeglicher Fortbewegungsversuch in eine Rutschpartie ausartet), währed nun der Süden Schottlands stärker betroffen zu sein scheint, insbesondere in Edinburgh, aber auch in Glasgow, wohin ich eigentlich nächstes Wochenende einen Ausflug plane und daher minütlich die Straßenverhältnisse dorthin im Auge behalte. In Edinburgh war in den vergangenen zehn Tagen der Flughafen wohl öfter gesperrt als offen und mittlerweile wurde die Armee dorthin beordert, um zumindest die wichtigsten Straßen und Zufahrten zu Krankenhäusern oder ähnlich wichtigen Punkten zu räumen.

Das gute am "Big Freeze" der letzten Tage war, dass man mit einem Hinweis auf "adverse weather conditions" jegliches Fernbleiben von Pflichtveranstaltungen, die Absage öffentlicher Veranstaltungen, Verspätungen im Bus- und Zugverkehr, ja sogar die im Vergleich zum Normalfall beschränkte Auswahl im "Hub" (unserer Mensa hier) rechtfertigen konnte. In diesem Sinne ist auch die kurze Blogpause, die ich eingelegt habe, einzig und allein auf "adverse weather conditions" zurückzuführen. Und, um mit einer in diesem Zusammenhang häufig verwendeten Floskel fortzufahren: Apology for any inconvenience caused!

Dafür geht es heute aber weiter mit einem kurzen Rückblick und Fotos von meinem Wochenendtrip nach Dublin, auf die "andere Insel"- über die Mühen der An- und Abreise habe ich ja bereits berichtet. Die vier Tage in vier Adjektiven: kalt, teuer, chaotisch aber trotzdem einfach wahsinnig toll!!


Ein Grund für das tolle, verlängerte Wochenende war die Lage unseres Hotels, das sich in unmittelbarer Nähe der O'Connell Street, ein 45 Meter breiter Boulevard nach Pariser Vorbild und heute Dublins wichtigste Einkaufsmeile, befand. Entlang der O'Connell Street sind mehrere Statuen, u.a. irischer Freiheitskämpfer zu finden. Eyecatcher vor dem größten und eindrucksvollsten Gebäude der Straße, dem General Post Office ist jedoch ein 120 Meter hoher "Leuchtturm" aus Edelstahl, das sog. Dublin Spire. Ursprünglich stand an dieser Stelle eine Statue des britischen Seehelden Lord Nelson, die allerdings 1966 von der IRA gesprengt wurde. Das nun dort errichtete Dublin Spire soll Irlands Aufbruch in das dritte Jahrtausend symbolisieren.

Immer schon war die O'Connell Street auch der Ort, an dem in Dublin politische Demonstrationen stattfanden. So fand auch am Wochenende, an dem wir in Dublin waren, dort eine Demonstration gegen des Sparpaket der irischen Regierung statt. Überhaupt waren die finanziellen Probleme und die notwendigen Finanzhilfen durch die EU allgegenwärtiges Thema.


Ebenfalls ganz in der Nähe unseres Hotels, nur ein paar Meter über den Fluß Liffey, lag auch das Dubliner Ausgeh- und Künstlerviertel Temple Bar, in dem sich Pubs, Künstlerateliers und Galerien aneinander reihen und wo wir unsere Abende in verschiedenen gemütlichen Pubs, bei einem Pint Guiness und toller Live- Musik, verbrachten.

Trotzdem waren wir natürlich auch tagsüber fit und unterwegs, um Dublin zu erkunden. Dabei erfuhren wir zum Beispiel, dass ein Viertel der Einwohner Dublins jünger als 25 Jahre, Dublin also eine sehr junge und pulsierende Metropole ist.

Nicht fehlen durfte dabei natürlich ein Besuch der Universität von Dublin, dem berühmten Trinity College, wo sich natürlich sofort der Vergleich mit den alten Gebäuden unserer Uni hier in Aberdeen aufdrängte.








Christ Church und St. Patricks Cathedral:










Dublin Castle- auch wenn ich es als Jurist ein wenig bedenklich finde, dass Justitia in Irland scheinbar nicht blind ist:






Natürlich wollten wir aber nicht nur Guiness trinken, sondern auch mehr über das irische Nationalgetränk erfahren, weshalb ein Besuch im Guiness Storehouse nicht fehlen durfte. Das Gebäude diente früher tatsächlich als Lagerhaus, wurde jedoch mittlerweile zu einem modernen Museum umgebaut, in dem man auf sehr anschauliche Weise aber äußerst detailliert alles über Guiness, seine Geschichte und den Produktionsprozess erfährt. Im Inneren durchzieht in der Gebäudemitte von oben bis unten ein gigantischer Hohlkörper in Form eines Pints das Gebäude. Dieses Riesenpint hat ein Fassungsvermögen von insgesamt 14,3 Millionen Pints (ein Pint ist die normale Maßeinheit, in der hier in Großbritannien und Irland Bier ausgeschenkt wird und ist in etwa 0,57 Liter), der Menge an Guiness die täglich weltweit getrunken wird.







Und falls es mit dem Jurastudium doch nicht klappen sollte, habe ich nun einen neuen Plan B. Im Museum durfte nämlich jeder Besucher auch einmal sein eigenes Pint Guiness zapfen- was gar nicht so leicht ist, wie es auf den ersten Blick scheint, wenn man sich in einem Pub ein Guiness beim Barkeeper bestellt.



Mittwoch, 1. Dezember 2010

Schnee + Ryanair = kein Haggis

Manch einer mag sich jetzt vielleicht denken, ich hätte mich angesichts des kryptischen Titels dieses Blogposts besser auf den "Judex non calculat"- Grundsatz besonnen. Allerdings gelingt es mir nur so, den gestrigen Dienstag einigermaßen prägnant zusammenzufassen.

Aberdeen, ganz Schottland oder vielmehr das ganze Vereinigte Königreich ist noch immer unter einer (in Aberdeen maximal 10cm dicken) Schneedecke gefangen, was an und für sich ja eigentlich eher für der Jahreszeit entsprechende, adventliche Stimmung sorgen dürfte und keine größeren Probleme verursachen sollte. Verweigert man sich aber konsequent der Nutzung von Winterreifen und Schneepflügen oder verwendet man diese wenn dann eher unsachgemäß, so kann so ein bisschen Schnee schon gleich mal große Wirkung zeigen. Kommt dann noch hinzu, dass sich jeder selbst einredet, wie schlimm die Lage ist, führt das zu dem, was die BBC als "The Big Freeze" bezeichnet (und dadurch die allgemeine Gemütslage nochmals mehr anstachelt): gesperrte Straßen, Bahnstrecken und Flughäfen, Schnee, Matsch und Eis überall, freie Tage für alle Schüler- kurz gesagt ein einziges großes Chaos, das hier derzeit herrscht!

Zumindest wettermäßig eigentlich also auch keine guten Bedingungen für meinen Weekend- Trip nach Dublin (ein eigener Blogspot hierzu und Fotos folgen in den nächsten Tagen)! Trotzdem haben wir uns davon natürlich nicht beirren lassen und vier schöne Tage in Dublin gehabt, wobei von Anfang an für Spannung gesorgt war. Das für den Weg zum Flughafen bestellte Taxi kam nämlich einfach nicht und auch andere Taxis waren nicht verfügbar, weil die Taxifahrer in Aberdeen bei Schnee und Eis aus Angst um ihre Fahrzeug überwiegend lieber zu Hause bleiben. Irgendwie haben wir es dann aber zu Fuß, mit dem Bus und einem Taxifahrer, der den widrigen Bedinungen trotzte geschafft, zwei Minuten bevor der Check- In schloss am Flughafen anzukommen, um festzustellen, dass unser Flug etwas mehr als zwei Stunden verspätet war.
Dieses Erlebnis noch im Gedächtnis machten wir uns dann am gestrigen Dienstag in Dublin rechtzeitig auf den Weg zum Flughafen und schafften es auch - von der bei Ryanair wohl üblichen Verspätung abgesehen - sogar ohne größere Zwischenfälle fast bis nach Aberdeen. Aber eben nur fast! Im Landeanflug entschied sich unser Pilot dann plötzlich, doch nicht in Aberdeen zu landen, sondern nach Glasgow ausweichen zu müssen. Die Begründung war dann allerdings erst recht "typisch Ryainair". Die Landebahn in Aberdeen- die ohnehin recht kurz ist- hätte nach einem Schneeschauer erst noch geräumt werden müssen, was angesichts der Probleme, die die Schotten mit Schnee haben, etwa eine Stunde gedauert hätte. Nachdem wir aber nicht genug Benzin getankt hatten, um die Zeit über Aberdeen kreisend zu überbrücken, hatten wir dann 20 Minuten später in Glasgow (oder dem, was Ryanair als Glasgow bezeichnet) wieder festen Boden unter den Füßen. Von dort aus ging es dann per Bus nach Aberdeen, was bei den oben erwähnten Straßen- und Verkehrsbedingungen auch nicht unbedingt ein großer Spaß war und entsprechend länger dauerte!

Und so ergibt sich dann auch der Zusammenhang zwischen den im Titel genannten Schlagworte. Der gestrige 30. November war nämlich nicht nur ein normaler Dienstag in Schottland, sondern St. Andrews Day und somit Nationalfeiertag. Dieser ist zwar kein Feiertag in unserem Sinne, dass die Leute frei hätten, trotzdem wird gibt es abends aber die sogenannten "St. Andrews Dinner". Zu einem solchen, organisiert von der "European Society" der Uni wollte ich eigentlich auch gehen. Aufgrund meiner verspäteten Rückkehr habe ich es allerdings nicht mehr rechtzeitig zu Haggis und Dudelsackmusik geschafft, sondern musste mich mit Dessert und Whisky zufrieden geben. So wird sich meine Erfahrung mit Schafsmagen, gefüllt mit Herz, Leber, Lunge, Nierenfett vom Schaf, Zwiebeln und Hafermehl (= Haggis) also wohl auf die kleine Portion beschränken, die ich während meiner ersten Woche in Aberdeen probieren konnte...


Nachdem sich aber die Lage sowieso nicht ändern lässt, sollte man die schönen Seiten nicht außer Acht lassen- ich habe zum Beispiel das erste Mal in meinem Leben Schnee an einem Strand gesehen und falls wirklich noch der Heißhunger auf Haggis ausbricht, gibt es das in jedem Supermarkt zu kaufen!