Freitag, 4. Februar 2011

Vom Zauber eines Erasmus- Semesters...

Genau sieben Tage ist mein letzter Abend in Aberdeen nun her...ein Abend, an dem eigentlich nur noch ein paar Fotos getauscht werden sollten, ein oder vielleicht auch zwei letzte gemeinsame Pints getrunken werden sollten und der dann damit endete (oder eben auch nicht endete), dass ich beschloss, erst gar nicht mehr ins Bett zu gehen, bevor ich mich auf den Weg zum Flughafen machen musste. Ein Abend, in den man einfach ohne feste Pläne hinein lebte, an dem man einfach mal nicht über das Morgen, über Sinn oder Unsinn seines Tuns oder über irgendetwas nachdachte, an dem aber trotzdem große Diskussionen geführt und Pläne für die Weltherrschaft geschmiedet wurden, ein Abend in netter Gesellschaft und mit hohem Spaßfaktor, ein Abend, an dem man immer noch neue Seiten von Aberdeen entdecken konnte,....
Kurzum: ein Abend zum Genießen, ein Abend, der in Erinnerung bleiben wird- vielleicht ein Abend, der nochmals alles oder zumindet vieles von dem enthielt, was die "Magie" eines Erasmus- Semesters ausmacht??





Als ich mich am 18. September letzten Jahres auf den Weg nach Schottland machte, hatte ich zugegebenermaßen etwas unklare Vorstellungen und Klischees von einem Erasmus- Semester, verspürte etwas Unsicherheit und Nervosität und hatte die Worte einer guten Freundin im Kopf, die mir nach ihrer Erfahrung mit einem Auslandsstudium mit auf den Weg gegeben hatte: nicht jeder Moment eines Auslandssemesters wird so rosig sein, wie dir dies danach im Rückblick darauf erscheinen wird, sondern es werden auch schwierige Momente auf dich zukommen.
Wenn der erste Absatz auch nur die Hälfte meiner Begeisterung und Zufriedenheit nach diesem Semester in Schottland vermittelt, mag dies vielleicht über den Wahrheitsgehalt dieses Ratschlags hinwegtäuschen. Nicht alles war immer einfach in den letzten Monaten: die nicht immer ganz zufriedenstellende Wohnsituation, der schottische Regen und die viel zu kurze Zeitspanne zwischen Sonnenauf- und -untergang, die wenigen Momente von Sehnsucht nach einer vertrauten Umgebung, Momente, in denen man an fremden Mentalitäten fast verzweifelt, Zweifel an der eigenen Entscheidung oder die Momente, in denen man sich fragt, warum man so manches auf sich nimmt, wo man es doch zuhause scheinbar alles so leicht haben könnte

Trotz (oder gerade auch wegen) all dieser überwindbaren - im Rückblick - Kleinigkeiten bin ich froh, mich für ein Semester im Ausland und vor allem auch in Schottland entschieden zu haben.
Ich durfte ein tolles Land näher kennen lernen. Ich habe viel über mich selbst gelernt. Ich habe über den Sinn von unkodifizierten Verfassungen und Linksverkehr nachgedacht. Ich habe endlich wieder Zeit gefunden, etwas mehr Sport zu machen. Ich habe - auch wenn man über den akademischen Mehrwert eines Erasmus- Semester sicher streiten kann - einen Einblick in ein anderes Rechtssystem und eine andere Universitätskultur gewonnen. Ich habe jetzt einen Schlafplatz in vielen europäischen Ländern. Ich habe viele Klischees über andere Nationen revidieren müssen. Ich habe gesehen, dass vieles im Ausland besser ist als in Deutschland. Ich habe gleichzeitig aber auch die positiven Seiten am deutschen Alltag und der deutschen Bürokratie erkannt. Ich habe meine Leidenschaft für Whisky entdeckt (wobei meine bislang noch kleine Whisky- Sammlung wohl eines der wenigen Dinge dieser Liste ist, was sich fotografisch abbilden lässt).

Diese Liste ließe sich jetzt sicher noch um einige Highlights erweitern. Nicht vergessen, sondern vielmehr hervorheben möchte ich aber auf jeden Fall, dass ich in meiner Zeit in Schottland viele unbeschreibliche Menschen kennengelernt habe, ohne die dieses Semester bestimmt nicht so einzigartig gewesen wäre, wie es war. Euch allen (und wer sich jetzt angesprochen fühlt, der ist damit auch gemeint!) danke ich für eine tolle gemeinsame Zeit, in der wir gemeinsam so viele schöne Erfahrungen machen durften und in der wir auch so manches Mal kollektiv über so manche schottische Eigenart verwundert waren. Auf ein baldiges Wiedersehen!


Danke auch allen, die meinen Blog hier verfolgt haben- die Rückmeldungen haben mich sehr gefreut und waren Ansporn, möglichst regelmäßig hier von mir hören zu lassen, auch wenn vieles, worüber ich hier gerne berichtet hätte, hauptsächlich aus Zeitgründen unerwähnt blieb.






Nach nun schon fast wieder einer ganzen Woche daheim fällt es zugegebenermaßen teilweise immer noch schwer, sich wieder an den deutschen Alltag anzupassen und auf so manch liebgewonnene Gewohnheit (und sei es nur 1=1 im Watering Hole) verzichten zu müssen. Doch nicht nur jedem Erasmus- Semester wohnt ein Zauber inne, sondern bekanntlich jedem Anfang, und so freue ich mich - mit der Erinnerung an ein tolles Semester in Schottland - auf das, was mich nun in Regensburg, im März in Brüssel oder wo auch immer erwartet...


Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.


Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.


Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.


Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.


Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.


Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Donnerstag, 27. Januar 2011

Mission accomplished!

Ein letztes Tasting mit der Whisky- Society, ein lettzes Mal Mittagessen im "Hub", ein letztes Mal das Deckblatt für ein Degree- Exam ausfüllen...allmählich neigt sich mein Auslandssemester in Schottland nun also tatsächlich seinem Ende zu.

Heute habe ich mit der Abschlussklausur im "EU- Law" nun also auch den letzten akademischen Akt meines Auslandssemesters (vom Gefühl her) erfolgreich hinter mich gebracht. Diese war schon die dritte Klausur in dieser Woche, nach "Legal Systems and Method" am Montag und "Foundations of Public Law" am gestrigen Mittwoch.


In zwei Tagen geht also nun endgültig heimwärts und meine Zeit hier in Aberdeen zu Ende. Bis dahin heißt es aber, die verbleibende Zeit in Aberdeen nochmals in vollen Zügen zu genießen- auch oder gerade weil diese voller "letzter Male" sein wird...

Dienstag, 18. Januar 2011

Bombige Prüfungstage

Ich sage es ganz ehrlich: richtig kreativ waren die Titel meiner bisherigen Blogposts meistens nicht. Auch die Schöpfungshöhe dieses Titels wird nicht in die Geschichte der Publizistik eingehen- angesichts dessen, dass ich nun eineinhalb Wochen nichts von mir hören habe lassen und angesichts der Ereignisse in dieser Zeit konnte ich mir dieses kleine Wortspiel allerdings nicht verkneifen.

Nach einer Woche harter Revision- Sessions und eigenständiger Wiederholung, erfreulicherweise aufgelockert durch ein sehr amüsantes Tasting der Malt Whisky Society am Mittwoch, ging es also diese Woche los mit den Prüfungen. Ich hatte meine erste Prüfung gleich am Montag, dem ersten Tag des Prüfungszeitraumes, und zwar die Abschlussklausur zur Vorlesung "Public International Law" aka Völkerrecht. Schon das ganze Semester hindurch fand ich diese Vorlesung eigentlich ganz gut (oder zumindest besser als manch andere), zudem gab sie mir die Möglichkeit, mich mit dem Völkerrecht, das in Deutschland nicht zum Pflichtfachbereich gehört, beschäftigen zu können, ohne dafür den Schwerpunktbereich "opfern" zu müssen. Auch die Prüfung war sehr fair und so bin ich ganz zuversichtlich, die erste meiner vier Prüfungen hier erfolgreich hinter mich gebracht zu haben.
Nächste Woche stehen dann die drei anderen Prüfungen an, los geht es am Montag mit "Legal System and Method", am Mittwoch bzw. Donnerstag folgen dann die Klausuren in "Foundations of Public Law" und "EU Law". Nachdem diese relativ dicht aufeinander folgen, bin ich natürlich auch diese Woche schon dabei, mich auf diese Prüfungen vorzubereiten, was bislang eigentlich ganz gut läuft, sodass wohl keine nächtlichen Sonderschichten notwendig werden sollten.


Seine Prüfungen auskommen wollte allerdings wohl der werte Kommilitone, der dafür sorgte, dass Hillhead Halls, unsere Wohnanlage hier, am vergangenen Wochenende Besuch von einem beträchtlichen Polizeiaufgebot und einem Bombenentschärfungsteam bekam. Die offiziellen Informationen, die wir darüber von der Uni bekommen haben, beschränken sich allerdings auf ein Minimum und erschöpfen sich darin, dass alles nur eine Vorsichsmaßnahme und zu keiner Zeit irgendeine Gefahr bestande habe. So sind wir also auch auf Gerüchte und Medienberichte angewiesen, wonach ein Chemiestudent einen Drogencocktail (in Zeitungsberichten wohl aufgrund von Effekthascherei schon als "sex drug" bzeichnet) mischen wollte, dessen Substanzen in Kombination hochexplosiv sein können. Aus diesem Grund wurde am Sonntag ein Gebäude gesperrt und evakuiert. Mittlerweile scheint hier allerdings wieder Ruhe eingekehrt zu sein, zumindest bis zum ersten Trittbrettfahrer ;-)
Medienberichte zum Vorfall findet ihr hier, hier sowie hier sogar mit einem Videobeitrag!

Sonntag, 9. Januar 2011

Endspurt!

Völlig reibungslos, so als hätte British Airways ein schlechtes Gewissen, bin ich heute wieder gut in Aberdeen angekommen - angesichts dessen, dass ich in drei Wochen ohnehin wieder genug Sachen nach Deutschland transportieren muss mit etwas weniger Gepäck als vor Weihnachten, dafür mit ein paar nach herrlichen Weihnachtsfeiertagen wohl unvermeidbaren zusätzlichen Kilos Körpergewicht (das Sports Village freut sich bestimmt schon wieder auf meinen Besuch). Dabei muss ich wohl leider auch meine Motivation zurück gelassen haben, zumindest bin ich derzeit noch auf der Suche nach ihr, was aber wohl weniger Aberdeen-spezifisch als wohl vielmehr Weihnachtsferienende-typisch und daher nicht anders als in den letzten Jahren ist.

Anders als in Deutschland, wo es nach den Weihnachtsferien ja meist etwas Eingewöhnungszeit gibt, geht es hier in Schottland allerdings nun mehr oder weniger gleich los mit den Prüfungen- ja, ich befinde mich somit mittlerweile bereits in der Endphase meines Auslandssemesters. Die letzten regulären Vorlesungen hatte ich bereits vor Weihnachten, diese Woche finden nun zunächst in jedem Fach eine sog. "Revision Session" statt, ehe dann zwei Wochen lang Prüfungen geschrieben werden. Bei mir bedeutet dies, dass ich meine erste von vier Prüfungen am 17.1. schreiben werde, dann den Rest der Woche Pause habe und am 24.,26. und 27.1. dann meine anderen Prüfungen habe. Angesichts des Stapels an Blättern und Büchern, den ich zur Vorbereitung durcharbeiten sollte, vielleicht keine so schlechte Sache, dass noch etwas mehr Zeit ist- aus freizeittechnischen Gründen (und das zählt ja bei einem Erasmussemester mindestens genausoviel wie akademische Aspekte...) hätte ich es natürlich bevorzugt, vor meiner Abreise am 29.1. noch ein paar freie Tage hier zu haben.

Aber sei's drum, jetzt geht es auf die Zielgerade: noch 20 Tage, 4 Prüfungen, eine etwas längere Liste an Dingen, die ich nochmal machen möchte, bevor das Semester vorbei ist und bestimmt noch einiges, was eine Erwähnung im Blog hier verdient hätte. Was die Zahl meiner Blogposts betrifft, möchte ich allerdings noch keine Versprechungen machen, denn auch wenn ich mehr als genug Ideen hätte, muss ich erst mal einschätzen können, wie groß der Lernaufwand wirklich wird!