Montag, 18. Oktober 2010

Beethoven, Bier und Bowling: mein Alltag in Aberdeen

Zugegebenermaßen, die im Titel genannten Begriffe sind nicht ganz repräsentativ für meinen Alltag hier, sondern die Auswahl ist eher der sich daraus ergebenden Alliteration geschuldet! Schließlich trinke ich auch manchmal Whisky, studiere fleißig oder bereise Schottland.

Aber: auf den Tag genau ein Monat nach meiner Ankunft hier (und ebenso auf den Tag genau zwei Monate vor meinem Flug heim in die Weihnachtsferien) kehrt allmählich so etwas wie Alltag ein. Ein zwar nicht ganz alltäglicher Alltag, wie ich ihn zuhause habe - dafür gibt es hier nach wie vor viel zu viel Neues zu entdecken und viel zu viel zu erleben - und auch kein "Alltag" im negativen Sinne. Eher Alltag in dem Sinne, dass ich mich hier mittlerweile auch heimisch fühle und Alltag einkehren lasse, auch einfach mal (wenn auch selten ;-)) einen Abend zuhause verbringe, keinen Plan mehr brauche, um meine Vorlesungsräume zu finden und so manches zur Normalität wird, was anfangs noch ungewohnt war.

Denn auch wenn der große Kulturschock ausgeblieben ist, waren ein paar Dinge anfangs doch ein wenig merkwürdig. Beispielsweise Pfund- Scheine, die nicht nur hässlich aussehen, sondern von denen es auch noch viele verschiedene gibt, weil hier mehrere Banken das Recht haben, Geld zu drucken. Die Tatsache, dass man Bohnen scheinbar in jeder Form und zu jeder Mahlzeit essen kann. Mitbewohner, die 5 Jahre jünger sind und insbesondere in der Freshers' Week noch einige Probleme mit ihrer neuen, ungewohnten Freiheit oder ihrer Selbsteinschätzung bezüglich der Alkoholmenge, die sie vertragen, haben, was dazu geführt hat, dass ich in der ersten Woche wenn überhaupt nur mit Ohropax schlafen konnte. Oder die Tatsache, dass hier wirklich jeder Ort mit Kameras überwacht zu sein scheint. Und natürlich die Autos, die (aus meiner deutschen Perspektive) eindeutig auf der falschen Seite fahren, was so manche Straßenüberquerung zu einer gefährlichen Sache werden ließ, als plötzlich Autos von rechts statt wie erwartet von links auftauchten. Ganz zu schweigen von der 100 Meter lange Schlange am Taxistand, in die sich alle (und gezwungenermaßen auch wir) brav einreihten, als wir uns eines Nachts zu später (oder früher Stunde) eigentlich nur das erstbeste Taxi schnappen und nach Hause wollten.

Aber spätestens nach nun schon vier Wochen esse auch ich gelegentlich Bohnen (wenn auch nicht zum Frühstück), sitze mit meinen Mitbewohnern in unserer Küche und diskutiere über Dies&Das, schaue nur noch manchmal in die falsche Richtung, wenn ich über die Straße gehe und habe mich damit abgefunden, dass ich mich immer und überall brav anstellen muss, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit.

Das alles fühlt sich gut an und macht Lust auf mehr. Und wenn wirklich mal nichts mehr geht, dann geht's eben an den nur zehn Minuten entfernten Strand, Wind, Wellen und Wetter genießen und auf dem Rückweg zu Lidl, wo es deutsches Brot, (bald auch) deutschen Glühwein und viele andere Produkte "specially made for Lidl Stiftung & Co KG, Neckarsulm" gibt!





Und demnächst gibt es endlich Bilder von meinem Ausflügen nach Inverness und Loch Ness- denn selbst der Alltag hier hat einiges zu bieten und lässt keine Langeweile aufkommen ;-)

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